Adolf Kolping - Leben und Werk
Adolf Kolping - Leben und Werk
"Kolping, Adolf, * 8.12.1813, + 4.12.1865 , deutscher katholischer Priester; aus dem von ihm 1846 gegründeten Gesellenverein entstanden die katholischen Gesellenvereine, die sich der religiösen und fachlichen Erziehung des Handwerkerstandes annehmen."
Lebenslauf
Adolf Kolping wird am 8. Dezember 1813 in Kerpen bei Köln geboren. Er ist das 4. Kind eines Schäfers, hat das Zeug zu einer höheren Bildung, aber die familiären Verhältnisse lassen diesen Weg nicht zu . So erlernt er nach der Volksschule das Schusterhandwerk und ist zehn Jahre lang in diesem Beruf tätig. Mit 23 Jahren wagt er einen unglaublichen Schritt: er wird Schüler des Marzellengymnasiums in Köln. In der 5jährigen Gymnasialzeit, die durch vielfache Krankheit und die Sorge um seinen Lebensunterhalt mitgezeichnet ist, reift der Wunsch, Priester zu werden. In München beginnt er 1841 das Theologiestudium, das er an der Bonner Universität und im Kölner Priesterseminar fortsetzt. Am 13. April 1845 wird er in Köln zum Priester geweiht. Elberfeld ist die erste Stelle, an der er als Priester wirkt. Hier macht er die Bekanntschaft mit dem Gesellenverein , der von dem Lehrer Johann Georg Breuer gegründet worden war. 1847 wird Kolping zum Präses dieses Vereins gewählt, in dem sich junge Menschen, zumeist Handwerksgesellen, zusammengefunden hatten. Lange Zeit hatte Kolping mit dem Gedanken gespielt, einmal wissenschaftlich tätig werden zu können. Aber im Wirken bei den wissenschaftlich tätig werden zu können. Aber im Wirken bei den jungen Menschen erkennt er, der lange Jahre selber Geselle war und die Probleme dieser jungen Menschen kennt, seine Berufung .
1849 wird Kolping Domvikar in Köln. Durch beispielhaftes Tun, durch Reisen und durch das geschriebene Wort als Publizist und Volksschriftsteller gelingt es ihm von dieser einflußreichen Stelle aus, breite Anerkennung in weiten Kreisen der katholischen Bevölkerung zu gewinnen, ohne dabei die "Bodenhaftung" zu verlieren. Sein Werk weitet sich aus. Im Jahr 1865 zählt man bereits über 400 Gesellenvereine in zahlreichen Ländern Europas und sogar in Übersee. Kolping stirbt als Rektor der Kölner Minoritenkirche am 4. Dezember 1865, noch nicht 52jährig. Am 27. Oktober 1991 wird Adolf Kolping von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
Wirken
Worum ging es Kolping? Wie aus seinem Lebenslauf hervorgeht, wollte er jungen Menschen Hilfestellung geben zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit, zur Tüchtigkeit in vielen Lebensbereichen. Als Christen, Bürger, Handwerksmeister und Familienväter sollten sie ihren Mann im Leben stehen. Kolping wußte aus eigener Erfahrung um die vielfältigen Probleme und Nöte des Gesellenstandes. In jener Zeit des Umbruches stand der in besonders schwierigen Verhältnissen. Die Gesellen gehörten nicht mehr zur Familie des Handwerksmeisters, sondern waren sich selbst überlassen, außerhalb von Arbeitsplatz und Arbeitszeit auf Herberge und Wirtshaus als einzige Stätten des Aufenthalts verwiesen. Niemand gab ihnen ein "Zuhause". Hier setzte der Gesellenverein an, der diesen jungen Menschen Heimat bieten wollte, ihnen im Kreis von Gleichgesinnten die Möglichkeit geben wollte, an sich selbst und für andere zu arbeiten. Berufliche Fortbildung, religiöse Bildung, Vorbereitung auf Ehe und Familie sollten im Verein geschehen, ergänzt und unterstützt durch geselliges Beisammensein und vielfältige Aktivitäten im musischen und kulturellen Bereich. Kolping sah im Gesellenverein eine Möglichkeit der Lebensschule, die es jungen Menschen ermöglichte, ihr späteres Leben erfolgreich und verantwortungsvoll zu gestalten.
Die eigenen Zeitverhältnisse waren in Kolpings Augen alles andere als zufriedenstellend. Umfassender sozialer Wandel war notwendig. Kolping sah einen sinnvollen Wandel jedoch nicht in einer Revolution. Für ihn war der Ansatzpunkt der einzelne Mensch. Nur aus einem
gewandelten Verhalten vieler konnte nach seiner Auffassung eine andere, eine bessere soziale Wirklichkeit wachsen. Seine Devise war: sozialer Wandel durch Veränderung des Menschen. Veränderungen zum Besseren hin konnten für Kolping nur aus dem Boden des Christentums kommen. Ein tüchtiger Christ, der als solcher sein Leben in allen Bereichen gestaltet, war das Hauptziel Kolpings. Den Gesellenverein stellte er sich für seine Zeit als hilfreiches Mittel vor zur Verwirklichung dieses Zieles.
Kolpings Werk heute
Das Kolpingwerk heute ist nicht mehr der Katholische Gesellenverein von einst. Räumliche Verbreitung , Struktur und Arbeitsweise des Verbandes haben sich weitgehend und tiefgreifend verändert , ebenso die Zusammensetzung der Mitglieder. Die eingetretenen Entwicklungen und Wandlungen könnten als Abfall vom "Pfad der Tugend" verstanden werden; sie können aber auch - und das mit größerem Recht - durchaus im Sinne der Kolpingschen Grundhaltung "Geschichtsbewußtsein und Fortschrittswille" als erfolgreicher Versuch bewertet werden, die grundlegenden Gedanken und Zielsetzungen Kolpings in immer neuen, den Zeitverhältnissen angepaßten und angemessenen Formen zu verwirklichen. Bei näherem Hinsehen wird man feststellen können, daß die Grundideen Kolpings auch heute noch Gültigkeit haben , daß sie weiterhin Ansatzpunkt und Richtschnur für das Wirken von "Kolping" sind und sein können. Auch heute geht es darum, dem einzelnen Hilfestellung zur Entfaltung seiner Persönlichkeit, zur Wahrnehmung eigener Chancen wie auch sozialer Verantwortung zu leisten. Die konkrete Umsetzung solcher Zielvorstellungen kann und muß heute sicherlich anders ausfallen als früher. Aber im Kern kommt es doch auch heute darauf an, Gemeinschaft, Orientierung und Lebenshilfe zu bieten, um sich in unserer Welt zurechtzufinden, um klare Positionen zu beziehen und auch mit Nachdruck vertreten zu können , um eine Heimat im Kreis Gleichgesinnter zu finden, die den einzelnen trägt, die ihm Mut macht, die ihn anregt, an sich und für andere zu arbeiten und Verantwortung in der Welt zu übernehmen. Gerade in unserer Zeit und wohl auch in Zukunft ist es bestimmt nicht weniger wichtig als zu Kolpings Zeiten, den Versuch zu unternehmen, aus christlicher Überzeugung heraus einen Beitrag zur Gestaltung unserer Welt zu leisten.